Monday, July 21, 2008

Künstler & Kreative

Als ich letztens in Leipzig war, fiel mir die Postkarte links in die Hände. Eine Ankündigung einer Austellung der Werke von Peter Ruta - Künstler, Zeitzeuge, Kosmopolit. Na super, dachte ich, ein Künstler der Neuen Leipziger Schule, wie Neo Rauch oder Tim Eitel, deren "Werke gegenständlich sind, aber keine Botschaft vermitteln" (wikipedia). Dachte kurzzeitig darüber nach, ob ich mich in diesem Blog auch als Künstler, Zeitzeuge & Kosmopolit bezeichnen möchte. Viel beliebiger geht es ja nicht mehr. Was bitte soll das sein, oder besser, wer ist das nicht, irgendwie?

Wenn man sich anschaut, wie die sogenannten Zeitzeugen im Moment in Deutschland politisch hofiert werden, wie sie Podien offeriert bekommen, die ausgewiesenen Historikern oder auch Opfern des NS nicht zugestanden werden, wie TäterInnen und Kindern politische und geschichtswissenschaftliche Deutungsmacht der historischen Ereignisse und Prozesse zugesprochen wird, möchte ich mich eigentlich auch nicht Zeitzeuge nennen. Das Wesen eines Zeitzeugen ist doch ein ausgesprochen passives. Er nimmt nicht aktiv an den gesellschaftlichen Veränderungen teil - so denkt er - er steht beiseite. Er repräsentiert die Mehrheitsmeinung. Natürlich reproduziert er die herrschende Meinung durch sein angeblich passives, aber quasi zustimmendes Verhalten. Aber in seiner Selbstwahrnehmung ist er neutraler Beobachter (oder Kind, das natürlich nicht durch die spätere politische Sozialsation beeinflußt wurde).

Die Kombination, Künstler/Zeizzeuge/Kosmopolit, erscheint mir so banal und bar jeder Aussage. Ich war mir aber nicht sicher, ob es wirklich als Ironie wahrgenommen worden wäre, hätte ich meinen Blog damit überschrieben. Oder hätten sich nicht einige LeserInnen an die Stirn geschlagen:" Oh, was'n Vollpfosten!"?

Peter Rute ist kein Künstler der Neuen Leipziger Schule. Sein Vater war Pelzhändler und Schriftsteller, Mitbegründer des literarischen Kabaretts "Retorte" in dem u.a. Erich Weinert auftrat. Seine Mutter, Else Stein, war jüdischer Abstammung. (Ob sie sich selber als Jüdin gesehen hat, weiß ich nicht.) 1923 emigrierten sie nach Italien, 1943 flohen sie in die Schweiz. Peter Ruta wanderte 1936, 18 jährig, in die USA aus. (s. hier)

Ein schönes Video zum Thema Kreativpotential:



http://www.dshed.net/harvest/

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