Thursday, December 11, 2008

Eberhart Esche
Deutschland, ein Wintermärchen

Unbedingt anhören! (s.u.)
Ich mag Eberhard Esche unglaublich gerne leiden. Kennengelernt habe ich ihn erst im ausgehenden Teenager-Alter; aber spätestens mit der Rolle des Werner Horraths im DEFA-Film Spur der Steine lernte ich ihn wirklich lieben und schätzen. Mittlerweile habe ich mich an seine Vortragsweise so gewöhnt, daß mir richtig etwas fehlen würde, hätte es ihn nicht gegeben. Eberhard Esche starb am 15. Mai 2006 im Alter von 72 Jahren.

Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen

Im traurigen Monat November war's,
Die Tage wurden trüber,
Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
Da reist ich nach Deutschland hinüber.

Und als ich an die Grenze kam,
Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
In meiner Brust, ich glaube sogar
Die Augen begunnen zu tropfen.

Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
Da ward mir seltsam zumute;
Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
Recht angenehm verblute.

Ein kleines Harfenmädchen sang.
Sie sang mit wahrem Gefühle
Und falscher Stimme, doch ward ich sehr
Gerühret von ihrem Spiele.

Sie sang von Liebe und Liebesgram,
Aufopfrung und Wiederfinden
Dort oben, in jener besseren Welt,
Wo alle Leiden schwinden.

Sie sang vom irdischen Jammertal,
Von Freuden, die bald zerronnen,
Vom jenseits, wo die Seele schwelgt
Verklärt in ew'gen Wonnen.

Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit euch
Die seligsten Torten und Kuchen.

Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen.

Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.

Und fehlt der Pfaffensegen dabei,
Die Ehe wird gültig nicht minder -
Es lebe Bräutigam und Braut,
Und ihre zukünftigen Kinder!

Ein Hochzeitkarmen ist mein Lied,
Das bessere, das neue!
In meiner Seele gehen auf
Die Sterne der höchsten Weihe -

Begeisterte Sterne, sie lodern wild,
Zerfließen in Flammenbächen -
Ich fühle mich wunderbar erstarkt,
Ich könnte Eichen zerbrechen!

Seit ich auf deutsche Erde trat,
Durchströmen mich Zaubersäfte -
Der Riese hat wieder die Mutter berührt,
Und es wuchsen ihm neu die Kräfte.





Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen - Caput I
Deutsches Theater - Eberhard Esche, Aufnahme 1981
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Während die Kleine von Himmelslust
Getrillert und musizieret,
Ward von den preußischen Douaniers
Mein Koffer visitieret.

Beschnüffelten alles, kramten herum
In Hemden, Hosen, Schnupftüchern;
Sie suchten nach Spitzen, nach Bijouterien,
Auch nach verbotenen Büchern.

Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht!
Hier werdet ihr nichts entdecken!
Die Konterbande, die mit mir reist,
Die hab ich im Kopfe stecken.

Hier hab ich Spitzen, die feiner sind
Als die von Brüssel und Mecheln,
Und pack ich einst meine Spitzen aus,
Sie werden euch sticheln und hecheln.

Im Kopfe trage ich Bijouterien,
Der Zukunft Krondiamanten,
Die Tempelkleinodien des neuen Gotts,
Des großen Unbekannten.

Und viele Bücher trag ich im Kopf!
Ich darf es euch versichern,
Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest
Von konfiszierlichen Büchern.

Glaubt mir, in Satans Bibliothek
Kann es nicht schlimmere geben;
Sie sind gefährlicher noch als die
Von Hoffmann von Fallersleben! -

Ein Passagier, der neben mir stand,
Bemerkte, ich hätte
Jetzt vor mir den preußischen Zollverein,
Die große Douanenkette.

»Der Zollverein« - bemerkte er -
»Wird unser Volkstum begründen,
Er wird das zersplitterte Vaterland
Zu einem Ganzen verbinden.

Er gibt die äußere Einheit uns,
Die sogenannt materielle;
Die geistige Einheit gibt uns die Zensur,
Die wahrhaft ideelle -

Sie gibt die innere Einheit uns,
Die Einheit im Denken und Sinnen;
Ein einiges Deutschland tut uns not,
Einig nach außen und innen.«




Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen - Caput II
Deutsches Theater - Eberhard Esche, Aufnahme 1981
mp3

Apropos Esche: What about Der Hase im Rausch?

Thursday, December 4, 2008

Grüße nach Spanien!



France Gall

Tuesday, December 2, 2008

Heimat
Teil 2

In dem Haus links habe ich mal gewohnt. Ich war Mieter bei Frau Lhotský. Naja, vielleicht ergänze ich den Post ja noch irgendwann mal und schildere unterhaltsame Erlebnisse aus dem Mieterdasein. Es war eine wunderhübsche Einraumwohnung im zweiten Stock mit Birken vor dem Fenster. Einem gekachelten Küchenofen, in dem ich im Winter gemütliche Feuer machen konnte, einem Stromzähler, den man abstellen konnte, eine Dusche, die fast die ganze Zeit kaputt war - meine erste wirklich eigene Wohnung. In dieser Zeit bin ich auch mal nach Edinburgh geflogen - hätte ich einen Scanner, würde ich ein Beweisfoto liefern.


Warum ich dort ausgezogen bin? Ich wollte nicht mehr alleine wohnen. Zehn Monate reichten damals für diese Erkenntnis.

Klopfzeiten

Monday, December 1, 2008

Come to my Boudoir

Immernoch ein schönes Video - gut für gute Laune, auch und gerade im Winter.


Peter Nalitch - Guitar